IMG_3962Über die Zukunft der weiterführenden Schulen in der Gemeinde Wilnsdorf hat die Ratsfraktion der Bürger für Wilnsdorf und FDP bei einer Klausurtagung beraten. Fachkundigen Beistand erhielt sie von Wolfgang Kuhn (ehemaliger Rektor der Realschule Niederdielfen), Ludger Gruß (ehemaliger Rektor der Realschule Burbach) und Armin Schneider (ehemaliger Rektor der Realschule Neunkirchen). Diese beleuchteten aus ihrer Sicht die Schullandschaft in der Gemeinde Wilnsdorf, aber auch darüber hinaus, standen für Rückfragen zur Verfügung und unterstützten die weitere Beratung mit ihrem Sachverstand.

In der Klausur wurde deutlich, dass der Weg einer interkommunalen Zusammenarbeit der Kommunen im südlichen Siegerland zur Bildung einer gemeinsamen Schullandschaft unausweichlich ist. Oberstes Ziel ist es aus Sicht der Fraktion, allen Schüler/innen aus der Gemeinde Wilnsdorf ortsnah eine ihrem individuellen Werdegang entsprechende Schulform zu bieten, um einen adäquaten Schulabschluss zu erzielen. Ob dies dauerhaft in den Grenzen der Gemeinde Wilnsdorf möglich sein werde, wurde in Frage gestellt. Allerdings müsse ortsnah ein adäquates Bildungsangebot für die Schüler/innen aus den Gemeinden des südlichen Siegerlandes geschaffen werden, damit diese nicht immer zahlreicher in Richtung Siegen pendeln müssten. Das nach wie vor praktizierte Kirchturmdenken sei überholt und führe in eine Sackgasse.

 

Der Versuch einer interkommunalen Absprache sei viel zu spät und halbherzig angegangen worden. Handlungsspielräume für die Gemeinde sind zur Zeit nicht erkennbar.  Burbach und Neunkirchen haben inzwischen gemeinsame Vereinbarungen getroffen und Siegen ordne sein Schulangebot.Nachdem die Versuche zur Gründung einer Sekundarschule in Wilnsdorf zweimal am Elternwillen gescheitert seien, gelte es nun, bei der Weiterentwicklung der Schullandschaft Lehrer und Eltern verstärkt und bereits frühzeitig mit einzubeziehen.

 

Einigkeit herrschte darüber, dass die Schülerinnen und Schüler auch künftig die hohe Bildungsqualität erhalten sollen, die derzeit alle drei weiterführenden Schulen in Wilnsdorf bieten. Auch wenn es politisch anders propagiert werde, gelinge es vielen Sekundarschulen und Gesamtschulen in der Realität nicht immer, die unterschiedlichen Neigungen und Begabungen der Schüler/innen ausreichend zu fördern und zu unterstützen. Auch die Qualität der Abschlüsse würden von Ausbildungsbetrieben und Universitäten in Frage gestellt.

 

Sehr deutlich zeigte sich im Gespräch, dass die Bildungspolitik des Landes NRW und damit der von SPD, Grünen und CDU vereinbarte Schulkonsens gescheitert sei. Die Folgen müssten jetzt die Schüler/innen vor Ort ausbaden. Durch die politisch gewollte Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems fehlten gerade im produzierenden Gewerbe immer mehr geeignete junge Menschen, die in der Lage sind, Ausbildungsplätze zu besetzen. So sei es ein großer Erfolg, dass dieses Jahr alle Absolventen der Hautschule in Rudersdorf einen Ausbildungsplatz erhalten hätten, was für die gute Arbeit dieser Schule spreche. Trotzdem würden viele Eltern für ihre Kinder zunächst eine andere Schulform wählen, weshalb es immer schwieriger sei, an der Hauptschule eine Eingangsklasse zu bilden.

 

Um die Bildungsqualität in der Gemeinde zu halten, sei durchaus bedenkenswert, Realschule und Gymnasium zu erhalten und spezielle Schulprofile zu entwickeln, um sich aus der Schullandschaft der Region herauszuheben. Vor allem die Realschule sei hier schon auf einem guten Weg, was die aktuellen Anmeldezahlen zeigten. Wichtig sei aber auch, dass Kinder mit Hauptschulempfehlung ein adäquates Bildungsangebot bekämen. Eine mögliche Option, die das Schulgesetz NRW seit diesem Jahr vorsehe, sei daher die Angliederung der Hauptschule an die Realschule. Die Realschule würde demnach künftig in den Klassen fünf und sechs – der Orientierungsstufe – auch Hauptschüler unterrichten. Danach könnten die Schüler in Formen innerer und äußerer Differenzierung in einem Real- und einem Hauptschulzweig unterrichtet werden.

 

Mit Interesse beschäftigte sich die Fraktion ferner mit der Entwicklung in Erndtebrück. Dort werde die Möglichkeit geprüft, mit Unterstützung der Wirtschaft als Ersatz für öffentliche Schulen eine private  Sekundarschule zu gründen, die sich auch am Bedarf auf dem Arbeitsmarkt orientiert. Auch dieser Weg könne als mögliche Variante für Wilnsdorf in Betracht gezogen werden.

 

Verabredet wurden weitere Abstimmungsgespräche, um möglichst noch in diesem Jahr einen entsprechenden politischen Vorstoß zur zukünftigen Gestaltung der Wilnsdorfer  Schullandschaft vorzunehmen.